Eine Frau checkt in einem Hotel mit einer Rezeption mit vielen Pflanzen ein. Eine Frau und ein Mann arbeiten an der Rezeption.
Die Hotelwirtschaft bewegt sich in einigen Bereichen in Richtung Nachhaltigkeit – doch es gibt noch Luft nach oben. Foto: Getty Images

Nachhaltige Hotellerie

Wie steht es um das Umweltbewusstsein der Hotelbranche?

27.03.2023 | Lesedauer: 5 Minuten

Klimasünden in Hotelräumlichkeiten

Wer kennt es nicht: Im Hotelzimmer angekommen, liegen Kunststoffslipper bereit, Wattestäbchen, Duschhaube und Nagelfeile sind einzeln in Plastiktüten verpackt, und das Shampoo präsentiert sich in Mini-Plastikfläschchen. Am Buffet greift man zu Ketchup, Honig und Salz in kleinen Einzelportionsbeuteln.

Umweltbewusstsein sieht anders aus – und es gibt so manche ökologische Stellschraube, an denen das Gastgewerbe noch drehen muss.

Anfangen zu drehen können (und sollten) Hotelbetreiber*innen beim Thema Verpackung. Die EU-Kommission plant, unnötige Verpackungen zu verbieten. Dazu zählen: „Einwegverpackungen für Lebensmittel und Getränke, die in Restaurants und Cafés verzehrt werden, Einwegverpackungen für Obst und Gemüse, Miniatur-Shampooflaschen und andere Miniaturverpackungen in Hotels.“ Darunter würden auch die Einzelportionsbeutel fallen.

Übergeordnetes Ziel dieser Vorschrift ist, Verpackungsabfälle um 15 Prozent pro Mitgliedstaat und Kopf zu reduzieren; zudem sollen alle Verpackungen bis 2030 recyclebar sein.

Sensibilisierung für nachhaltige Unterkünfte steigt

Das Thema Umweltbewusstsein nimmt generell an Fahrt auf. Immer mehr Reisende würden gerne nachhaltige Unterkünfte buchen. Im vergangenen Jahr wünschte sich laut einer Google-Analyse fast jede*r Dritte (29 Prozent), dass nachhaltig zertifizierte Hotels bei der Google-Suche ausgewiesen werden.

Reiseunterkünfte wissen zudem, dass Nachhaltigkeit wichtig ist. Eine 2021 durchgeführte Umfrage von Booking.com zeigt: 74 Prozent der befragten Beherbergungsbetriebe hat bereits irgendeine Form nachhaltiger Praktiken eingeführt. Das können umweltverträgliche Reinigungsmittel sein, Massivholzbetten, Naturlatex-Kopfkissen, LED-Beleuchtung, Ökostrom, wassersparende Duschköpfe oder regionale und saisonale Nahrungsmittel.

Richtig ganzheitlich agieren jedoch noch die wenigsten Reiseunterkünfte. Woran liegt das?

Ein Hotelbett aus Holz in einem hellen Zimmer mit weißer Bettwäsche und zwei Handtüchern.
Viele Hotels bieten nachhaltiges Mobiliar wie Massivholzbetten und weisen ihre Gäste darauf hin, dass sie Handtücher gerne einige Tage lang nutzen können. Foto: Getty Images

Was nachhaltiges Handeln im Hotelgewerbe ausbremst

In der Hotellerie ist noch Luft nach oben, was ressourcenschonendes und sozialverträgliches Wirtschaften betrifft. Lange Zeit stand zum Beispiel die Sternevergabe im Weg – schon ab dem ersten Stern war es Vorgabe, dass die Zimmer jeden Tag gereinigt werden. Das ist mittlerweile anders.

Zudem hält sich die Annahme, dass Nachhaltigkeit einen zusätzlichen Kostenfaktor darstellt. Dabei schlummern hier enorme Einsparungspotenziale, insbesondere bei Kostenstellen, wo der Verbrauch die Höhe der Kosten bestimmt (wie etwa Wasserdurchfluss oder Beleuchtung). Hier amortisieren sich Anschaffungskosten oft bereits innerhalb weniger Monate, wie eine exemplarische Untersuchung zeigte: Etwa beim Thema Durchflussbegrenzer in der Dusche, wo die jährlichen Kosten um ca. 30 Prozent reduziert werden konnten.

Umweltfreundliche Hotelausstattung mit Pioniergeist

Mittlerweile haben sich Firmen gegründet, die sich auf klimafreundliches Hotelzubehör spezialisieren. Seit 2020 können Hotels & Co. zum Beispiel Belurra ansteuern, einen Marktplatz für ökologisch-faire Hotelausstattung. Das junge Kieler Unternehmen bietet Hotelbetreiber*innen nachhaltige Guest Amenities, Naturkosmetik und innovative Slipper.

Dabei setzt das Team auf transparente Lieferketten ohne Zwischenhändler*innen sowie hochwertige und fair produzierte Materialien. Im Angebot hat Belurra unter anderem Slipper, Türschilder, Shampoo, Duschgel, Bodylotion und Zahnputzsets. Die Produkte lässt das Unternehmen in ihrer Manufaktur in Indonesien fertigen. Die Rohstoffe beziehen sie von regionalen Farmer*innen. Mitarbeitende und Landwirt*innen erhalten laut Unternehmen eine faire Bezahlung, zudem seien vorbildliche Arbeits- und Produktionsverhältnisse gegeben.

Hervorzuheben wären hier die Slipper, die aus Seegras oder Leinen hergestellt werden. Die Innovation: Die Sohle beider Varianten besteht aus 100 Prozent natürlichen und biologisch abbaubaren Kokosfasern, einem Abfallprodukt.

Um für den CO2-Emissionen auf dem Transportweg aufzukommen, zertifiziert Belurra alle Produkte über den Partner Climate Partner.

Quo vadis, grünes Gastgewerbe?

Schaut man sich Prognosen an, werden im Jahr 2027 hierzulande knapp 38 Millionen Menschen Übernachtungen in Hotels buchen – viele davon mit dem Bedürfnis, nachhaltig zu nächtigen. Wenn Betreiber*innen es schaffen, Gästen ganzheitliche nachhaltige Aufenthalte zu bieten, ist nicht nur ihnen etwas Gutes getan, sondern vor allem auch der Umwelt. Ein langfristiges Umdenken ist notwendig, und zwar in allen Bereichen. Von Bau und Betrieb über Services bis hin zu den Mitarbeitenden.

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